History

Geschichte des CVJM-Landesverband Bayern e.V.

von Werner Kurz

Vorbemerkung

Die folgende Beschreibung der nun über 112 Jahre alten Geschichte des Landesverbandes ist keine klassische Chronik, weil sie dafür nicht umfangreich und vollständig genug ist. Sie soll lediglich dazu dienen, den Prozess der Neuausrichtung des Landesverbandes zu unter­stützen. Mitarbeitende und Entscheidungsträger könnten durch sie dabei die eine oder andere Anregung erhalten.

Es ist - wenn wir neue Profile oder Ziele entwerfen wollen - wichtig zu wissen, wie unser Werk entstanden ist und wie es sich entwickelt hat.

Ich hoffe, dass die „Chronik“ in einer kompakten und eher plakativen Form auch für jüngere Menschen interessant und gut lesbar ist und ihren Zweck als „Hilfsmittel“ bei der Neuaus­richtung erfüllt!

Die Einteilung in 15 bis 30 jährige Zeitabschnitte orientiert sich an den markantesten politi­schen und gesellschaftlichen Ereignissen der deutschen Geschichte. Die Gliederung soll die Lesbarkeit erleichtern, wobei die Grenzen teilweise fließend sind. Die jüngere Geschichte wird – wegen der besseren Überlieferung – ausführlicher beschrieben.

 

Werner Kurz, Bayreuth im Frühjahr 2016

Ouvertüre

Bevor ein Landesverband entstehen konnte, mussten erst Ortsvereine gegründet werden:

In Deutschland gab es den ersten in Berlin: 1883 unter Eberhard von Rothkirch.

Als der junger Arzt Dr. Wilhelm Frobenius von dort in seine Heimatstadt zurückkehrte, gründete er 1886 den ersten bayerischen CVJM in München. Dann folgen sehr bald einige Gründungen in Nürnberg und in anderen fränkischen Regionen. Daneben entstanden aber auch Lehrlingsheime und Jünglingsvereine, ohne CVJM-Namen. In Oberfranken wünschten sich die „Freunde der Jugendbundsache“ einen überregionalen Zusammenschluss.

 

Gegründet am 2. September 1903

Diese Initiative weitete sich aber aus und es entstand in Nürnberg der „Bayerische Evange­lische Jünglingsbund“ am 2. September 1903. Das ist somit der offizielle Geburtstag des heutigen CVJM Landesverbandes Bayern e.V.

Die Gründungsmitglieder waren: Augsburg, Dinkelsbühl, Eysölden (Thalmässing), Lauf, Main­bernheim, Nürnberg-Gostenhof, Nürnberg-Sterntor, Nürnberg-St. Peter und bald darauf noch Wilhermsdorf, München und Würzburg.

Ein Auf und Ab - in 5 Akten

1. Akt
Rasanter Start – schlimmer Abbruch (1903 - 1918)

In kürzester Zeit 65 lebendige Vereine

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte Aufbruchstimmung in Deutschland: Kaiser Wilhelm II. versprach der Nation einen Platz an der Sonne und in Bayern besänftigte der betagte Prinzregent Luitpold mit seiner ruhigen und bescheidenen Art die politischen Turbu­lenzen, die Ludwig II. bis zu seinem Tod verursacht hatte. Erster Vorsitzender des Bayerischen Evangelischen Jünglingsbundes wurde Pfarrer Fritz Walther. Er schaffte es in seiner „jugend­frischen, aggressiven Art“ bis 1914 65 Mitgliedsvereine zu gewinnen und mit einer altersspezifischen Gruppenarbeit zu beginnen.

 

Katastrophe 1. Weltkrieg

Dann brach im August 1914 der 1. Weltkrieg aus und führte zu einem schweren Rückschlag der Arbeit: in den mörderischen Stellungskriegen im Westen, vor allem in der „Blutpumpe“ von Verdun, starben Hunderte junger Mitarbeiter. Den Kontakt zu den Lebenden hielt (erstmals) ein hauptamtlicher Bundessekretär (heutiger Landessekretär) und der gläubige Artillerie-Major Georg Freiherr von Loeffelholz, der regelmäßige Gottesdienste an der Front anbot.

2. Akt
Neustart und Aufschwung –
doch wieder droht das Aus (1919 – 1945)

Neuanfang nach dem 1. Weltkrieg

Nach Kapitulation, Abdankung des Kaisers und den bürgerkriegsartigen Tumulten zu Beginn der Weimarer Republik knüpfte die christliche Jugendarbeit an die Wandervogel­bewe­gung an: Fahrtenkluft, Wimpel, Abzeichen, Turnen, Zeltlager und neues Liedgut (z.B. „Wir wollen zu Land ausfahren, über die Fluren weit“) hielten Einzug. Das Zentrum des Bundes mit der ersten Geschäftsstelle war in der Knauerstraße in Nürnberg (1924). Neuer Vorsitzender war August Kornacher. Als Feldgeistlicher hatte er am Krieg teilgenommen, wurde schwer verwundet und mit dem Eisernen Kreuz I und II ausgezeichnet. Er war Pfarrer und ein leiden­schaftlicher Verkündiger, dem manche seiner Berufskollegen vorwarfen, übers Ziel hinaus zu schießen. Seine Antwort: „macht nichts, ich schieße wenigstens!“ Kornacher diente mit großer Begeisterung und Leidenschaft und löste eine Erweckungsbewegung aus, die bis nach Ostfriesland und Österreich (Oberösterreich und Burgenland) ausstrahlte.

 

Kauf der Burg Wernfels

Ein Ereignis fällte in seine Amtszeit, das sich bis heute auf die Arbeit des Landesverbandes auswirkt. In den Nachrichten des Bayerischen Evangelischen Jungmännerbundes (so hieß der Bund inzwischen) steht in der Ausgabe Juli/August 1925): „Liebe Brüder, ein gewiss von vielen unter Euch längst in der Stille irgendwie gehegter Wunsch ist nun ganz über­raschend in Erfüllung gegangen: unser König und Herr hat uns in dem Schloss Wernfels bei Spalt mit einer Jugendburg, der Sehnsucht echter deutscher Jugend, beliehen; denn aus seiner Hand nehmen wir unser Wernfels. Nun freut Euch, Ihr seine Mannen hin und her im Bayernland und drüber hinaus! Zur Einweihung am 16. August heißen wir Euch Bundes­brüder heute schon herzlich willkommen. (August Kornacher)“.

Die Burg – sie war in privater Hand - wurde ohne jedes Eigenkapital (1923 hatte es eine Währungs­reform gegeben) gekauft. Sie kostete 105.000 Reichsmark (RM) und musste zudem noch renoviert und bezugsfertig gemacht werden. Dabei wurden über 10.000 Arbeitsstunden erbracht. Größere Spenden (je 5.000 RM) kamen von der evangelisch-lutherischen Landes­kirche und dem Landesverein für Innere Mission. Mit der Schuldentilgung konnte erst Jahre später begonnen werden. Die über 750 jährige Geschichte der Burg ist in einer Chronik nach­zulesen, die beim Burgfest 2015 vom Landesverband neu herausgegeben wurde.

 

Aufblühen der Arbeit

Sehr schnell wurde die Burg zu einem Veranstaltungszentrum des Landesverbandes: Es gab Sportfeste und Turnkurse und Freizeiten für Lehrer, Geistliche, Jugendliche ab 10 Jahren, Jungbäcker, Reichswehrsoldaten und Polizeianwärter. Hier machte sich vor allem der schon erwähnte Freiherr von Loeffelholz einen Namen. Er war als Generalmajor aus der Reichswehr ausgeschieden und prägte als Vorsitzender in Nürnberg und München und als stellvertretender Landesvorsitzender die CVJM- Arbeit entscheidend mit.

Zu einem „Renner“ dieser Arbeit entwickelten sich die Bauernburschenlager, die in den Wintermonaten (wenn die Landwirte eher Zeit hatten) überall, vor allem in Nordbayern, abge­halten wurden. Tausende junger Männer auf dem Land kamen dadurch unter Gottes Wort und wurden für ihr Leben geprägt. Verantwortlich waren dafür vor allem zwei Hauptamtliche: Ludwig Schmidt, ein Johanneumsbruder und Georg Kragler, der eine vielversprechende Karriere in der staatlichen Verwaltung aufgegeben hatte. Das Dreier­gespann (Formulierung von Hans Hägel aus Bobengrün) „Kornacher der Draufgänger, Schmidt der begnadete Organisator und Kragler der Seelsorger und Bewahrer“ schaffte es, dass die Arbeit des Landesverbandes weit über die bayerischen Grenzen Aufmerksamkeit erfuhr:

Ein Artikel in einer russischen Zeitung vom August 1931 berichtet, „dass 20-30 neue Lager mit Tausenden von Dorfjungens gegründet worden seien. Die Absicht ist, die bürgerliche Ideo­logie der Subordination unter Gott und den Meister und die Weigerung am Klassen­kampf teilzunehmen, einzuflößen.“

 

Zusammenbruch der Arbeit in der Zeit des Nationalsozialismus

Dieser blühenden Arbeit traten dann im Januar 1933 die Nationalsozialisten entgegen. Bereits im Dezember 1933 verleibte Reichsbischof Ludwig Müller die evangelische Jugend und damit auch den CVJM der Hitlerjugend (HJ) ein; nur noch rein religiöse Jugendarbeit war erlaubt, Spiele, Sport, Bildung oder Geselliges waren für den CVJM verboten. Teilnehmer an Freizeiten mussten dafür einen Urlaubsschein bei der HJ beantragen. Die Burg erwies sich dabei als guter Zufluchtsort: die jungen Leute, die keinen Schein hatten versteckten sich in einem geheimen Gang, wenn die Gestapo dröhnenden Schrittes zur Kontrolle erschien. Die Ortsvereine hatten ähnliche Schwierigkeiten und versuchten sich teilweise mit engem Kontakt (z.B. Würzburg und Nürnberger Vereine) zu helfen. Mit Beginn des 2. Weltkriegs (September 1939), dem Überfall auf die Sowjetunion (Juni 1941) und dem Beginn des Bombenkriegs gegen die deutschen Städte brach ab 1942 die Arbeit wegen Mitarbeiter­mangels nahezu zusammen. Die Burg Wernfels wurde für Aus- und Übersiedler gebraucht und für eine Jahrespachtgebühr von 60 Reichsmark von der SS in Beschlag genommen.

 

3. Akt
Neustart II – die Grundsteine
für die heutigen Konturen werden gelegt (1946 – 1975)

Mit neuem Gründermut

Als großes Geschenk erwies sich, dass der Neustart mit dem bisherigen Vorsitzenden, dem Bankdirektor Ludwig Kraus, fortgeführt werden konnte (1931 – 1961). Die beiden Landes­sekretäre Karl Huber und Karl Schmid betrieben die „klassische“ CVJM-Arbeit während Erich Zimmermann einen Kriegsheimkehrer-Dienst und einen Heimatlosen – Lagerdienst koordinierte, in dem über 30 Hauptamtliche, gewissermaßen als Sozial-Landessekretäre, bis zu 70 Lager betreuten. Die Jugendarbeit wurde vom amerikanischen YMCA und von der US-Militärregierung gefördert. Der YMCA hatte bei ihr ein hohes Ansehen und man hoffte, der deutschen Jugend die westlichen Demokratievorstellungen näher zu bringen. Ein nach­haltiger und entscheidender Impuls ging von der 100 – Jahrfeier des YMCA – Weltbundes 1955 in Paris aus. Eine starke bayerische Delegation kam mit großer Begeisterung und neuem Gründermut zurück. Bestehende, lebendige Ortsvereine halfen in ihrer Nachbarschaft bei Neugründungen und der Heranführung von Mitarbeitern, so dass bald über 70 Orts­vereine dem Landesverband angehörten.

 

Neuausrichtung und Stärkung der Arbeit mit Mädchen

Seit 1960 hatte der Landesverband dann erstmals einen Generalsekretär: es war Karlheinz Eber, Absolvent des Johanneums. Gut 20 Jahre lang waren die Diensträume des LV beim CVJM Nürnberg-Kornmarkt. Ebers Aufgaben, die er leidenschaftlich wahrnahm, waren die Neuausrichtung der Ortsvereine, Vernetzung der Regionen, Weiterentwicklung der Burg und auch die Stärkung der Mädchenarbeit, die erstmals deutlich in den Fokus rückte. Der LV Bayern war damit der erste Landesverband in Deutschland und es gab Widerstände, nicht nur in Bayern: die CVJM- AG drohte sogar mit einer Markenschutzklage. Der General­sekretär blieb aber bei seiner Linie und ließ in der Satzung des LV mindestens 4 weibliche GV (GA)-Mitglieder verankern. Diese wurden allerdings nicht gewählt, sondern berufen. Eine der ersten von ihnen und langjähriges Mitglied war Hildegard Spörl. Bis zur Anstellung der ersten weiblichen Landessekretärin betreute Angelika Böhm ehrenamtlich die Frauen- und Mädchenarbeit. 1976 schlug sich diese schließlich auch im Namen nieder: Der christliche Verein junger Männer wurde zu „Menschen“.

4. Akt
Ein Werk wird erwachsen (1976 - 2002)

Weltweite Horizont der CVJM-Arbeit

Mit Karlheinz Eber wurde die Weltdienst-Arbeit aktiviert, meist in Kooperation mit dem Gesamt­verband Deutschland oder anderen Mitgliedsverbänden (AG und Baden). So wurden z.B. finanziell und geistlich unterstützt: Siegfried Wagner (Peru), Albert Schwarz und Rudolf Widmann (Kenia) oder Siegfried Fischer. Starkes ehrenamtliches Engagement brachte dabei Joachim Schwerthöfer (CVJM Schweinfurt) ein.

Besonders intensive Kontakte entstanden zu Kenia, die auch einige Ortsvereine (u.a. CVJM Rosenberg) pflegten. Aus der Nürnberger CVJM- Arbeit von Karlheinz Eber stammte Heinz Bogner. Nach seiner Ausbildung am Johanneum und einer Zusatzausbildung am George-Williams-College in Chicago war er als Landessekretär vor allem für  den Bereich Junge Erwachsene eingesetzt. Er ging dann mit Familie für vier Jahre als Bruderschafts-Sekretär zum YMCA Kenia nach Mombasa. Ein Schwerpunkt dort war die Betreuung von (bis zu 200) Kinderpatenschaften. Die engen Kontakte (mit gegenseitigen Besuchen sowie Freizeiten und Aufbaulagern in Afrika) führten zu langjährigen persönlichen Beziehungen mit einigen kenianischen Leitungsverantwortlichen.

 

Pädagogik, Jesus-People und Jugendpolitik

Mit Elfriede Henkenhaff wurde die erste Mädchensekretärin eingestellt. In Angelika Böhm und Annegret Widmann fand sie Nachfolgerinnen, die lange Jahre beim Landesverband arbeiteten und denen wir heute einen hohen Anteil an weiblichen Mitgliedern und Mitar­beiter­innen mit verdanken. Als Folge der gesellschaftspolitischen Entwicklung wurde vermehrt Wert auf die Pädagogisierung der Jugendarbeit gelegt und das Seminar­angebot massiv ausgebaut. Landessekretäre wie Günther Seuß, Heinz Bogner, Hermann Traub oder Wolfgang Hagemann schufen dafür die Grundstrukturen. Im Freizeitbereich gab es eine breite Palette von Angeboten im In- und Ausland. Die Jesus-People-Bewegung führte zu einer stark missionarisch ausgerichteten Akzentuierung, die Anfragen an die Hauptamtlichen zu Schuleinsätzen stiegen rasant. Damit einher ging auch die Umstellung im Musikstil: es entstanden immer mehr Bands, die geistliche Rockmusik machten und die TenSing-Bewegung aus Norwegen schaffte es, viele Jugendliche für zeitgemäße, geistliche Musik zu gewinnen. Die Art der Musik führte allerdings bei manchen „konservativen“ CVJMern zu Widerspruch und inneren Vorbehalten, die teilweise nie mehr ganz überwunden wurden. Die mit der „neuen“ Musik verbundene Schwächung der Posaunenchor-Arbeit auf CVJM-Ebene führte auch zu einer distanzierteren Haltung der (damals) hauptamtlichen Posaunenwarte des Verbandes evangelischer Posaunenchöre in Bayern.

Ähnlich verhielt es sich mit den damals aktuellen politischen Debatten, die auch im CVJM geführt wurden. An Wehrdienst, neuer Ostpolitik (Willy Brandt), Dritte- Welt-Themen, Friedens­bewegung, Kernkraftnutzung und der gleichen entzündeten sich die Geister und die Zusatzerklärung der Pariser Basis musste immer wieder bedacht werden.

 

Die Burg und die Großveranstaltungen

In diesen Jahrzehnten aufgeblüht ist die Arbeit auf der Burg Wernfels. Mit der Anstellung von Gottfried Sennert und seiner Frau Brigitte bewiesen die Leitungsverantwortlichen eine glück­liche Hand. Dank eines ausgezeichneten Managements der beiden, mutiger Bau­inves­titionen – vor allem vorangetrieben von Karlheinz Eber - und mit Gottes Segen gelang es, die Burg zum Herzstück der LV-Arbeit zu machen. Beim traditionellen, jährlichen Burgfest im September trafen sich alle Generationen (bis zu Tausend Besucher am Sonntag).

Es gab weitere regelmäßige Großveranstaltungen: die Landestreffen (meist alle 2 Jahre) in verschiedenen bayerischen Städten und – schon seit 1946 – das jährliche CVJM-Pfingst­treffen in Bobengrün (organisiert und verantwortet vom Ortsverein), zu dem zunehmend (vor allem nach der deutschen Wiedervereinigung 1990) Besucher aus anderen Bundes­länder dazu kamen. Nach 30 Jahren gab Karlheinz Eber aus Altersgründen sein Amt ab und Hans-Martin Stäbler übernahm ab 1991 das Amt als Generalsekretär.

 

5. Akt
Wir wollen mehr - und müssen anders (2003- 2015)

100 Jahre CVJM Bayern

Das Motto der geplanten 100-Jahrfeier und der nächsten Dekade war: „Wir wollen mehr!“. In die Vorbereitungen fiel ein ungeplanter Personalwechsel bei der ehrenamtlichen Leitung: der stellvertretende Vorsitzende Manfred Mohr trat überraschend zurück und der bisherige, langjährige Vorsitzende Hermann Sörgel (gleichzeitig auch Präses des CVJM Gesamt­verbandes Deutschland) starb nach kurzer Krankheit. Zu Nachfolgern wurden Werner Kurz und Karin Düll (Stellvertreterin) gewählt und berufen. Die Jubiläums-Feier im Sommer 2003 fand in Nürnberg mit einem Empfang der bayerischen Staatsregierung (stellvertretender Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein) auf der Kaiserburg und unter starker nationaler und internationaler (u.a. Weltbundpräsident Caesar Molebatsi) Beteiligung statt.

 

Moderner, aktiver Landesverband

Bereits in den 10 Jahren zuvor hatte Hans-Martin Stäbler mit großem Elan und Geschick neue Profile in der Arbeit des LV gesetzt:

  • Neuausrichtung der Lager am Waginger See (Jungenschaft, jahrzehntelange Prägung durch Karlheinz Eber) und der Konfirmanden-Arbeit auf der Burg Wernfels.
  • Die innerbayerische Bruderschaftsarbeit wurde systematisch ausgebaut: bis zu sechs MissioPoint-Stellen (drei Jahre, hälftig finanziert vom LV) wurden mit transparenten Regeln geschaffen.
  • Alle zwei bis drei Jahre wurden „Traumschiff-Reisen“ angeboten, die weit über Bayern hinaus Beachtung fanden. Auch andere Freizeiten mit ferneren Zielen standen auf dem Programm. Die Abteilung Reisen und Freizeiten wurde ausgebaut, starkes Engagement brachte Renate, Stäblers Ehefrau (auch mit ihren Kindern) ein.

Es wurde mehr Platz benötigt und die Geschäftsstelle von der Wodanstraße in die Schweinauer Hauptstraße verlegt. Insgesamt entwickelte sich der LV zu einem modernen, sehr aktiven, recht beachteten und – manchmal zum Leidwesen des Gesamtverbandes – auch ziemlich selbständigen Werk, das allerdings zu einem Teil der Ortsvereine (vor allem den AG-Vereinen) nur noch losen Kontakt hatte. Hauptakteur dabei war der General­sekretär, der mit einer steigenden Zahl von Hauptamtlichen (Landessekretäre, MissioPoint-Sekretäre und Mitarbeiter/innen in der Geschäftsstelle) die umfangreichen Auf­gaben auf hohem Qualitätsniveau zu meistern versuchte. Er konnte dabei auf die Rücken­deckung durch die ehrenamtliche Leitung, den Gesamtvorstand und den Hauptausschuss zählen.

 

Rückschlag und Leitungskrise

Der Rückschlag kam schleichend: Die Beteiligung an den Großveranstaltungen ging zurück, bei Reisen und Freizeiten sank der Anteil bayerischer Teilnehmer, der Werbeaufwand stieg dagegen an und die Renditen gaben nach. Das mit großer Hoffnung in den 90er Jahren erworbene Mitarbeiterzentrum in Geiselsberg musste wieder verkauft werden (zu hoher bau­licher Investitionsbedarf und zu geringe Akzeptanz der Angebote). Das Ferienhaus in Bergen am Chiemsee (in Folge einer Schenkung erbaut) erwies sich nachhaltig als finanzieller Hemm­schuh und konnte die geplante Aufgabe als oberbayerischer „CVJM-Stützpunkt“ nicht erfüllen.

Nach einer Leitungskrise in 2010 und einem schmerhaften Prozess wurde im Dezember 2011 Hans-Martin Stäbler mit seiner Frau Renate bei einem Festakt auf der Burg Wernfels verab­schiedet. Übergangsweise übernahmen in der Folgezeit der Vorsitzende Werner Kurz und kommissarische Generalsekretäre (Matthias Rapsch, Gunder Gräbner) die Verantwortung.

 

Neuorientierung

Die Delegiertenversammlung hatte im November 2011 die bisherige ehrenamtliche Leitung mit überwältigender Mehrheit wieder gewählt und deren Kurs bei der Trennung bestätigt. Mit Vertragsende begann unverzüglich die Suche nach einem neuen, geeigneten General­sekretär. Sie gestaltete sich schwieriger und dauerte länger, als erhofft.

Den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern verlangte die lange Vakanzzeit zusätzliche Belastungen und Veränderungswillen ab. Zudem galt es, die ersten Schritte in Richtung einer Neuausrichtung im finanziellen, organisatorischen, inhaltlichen und im zukünftigen Selbstverständnis zu tun, ohne einer neuen Leitungspersönlichkeit zu stark vorzugreifen.

 

Durch die Zusage von Michael Götz (Ostern 2014) sich einer Berufung für das Amt im Herbst 2015 zu stellen, konnte die Abstimmung recht frühzeitig erfolgen und der Prozess der Neu­ausrichtung zügig beginnen. Mit der Amtseinführung von Michael Götz beim Burgfest 2015 wurde eine De- Facto Vakanzzeit von rund 3,5 Jahren beendet. Bei den Neuwahlen im November 2015 wurden 2/3 der HA-Mitglieder und die meisten GV-Mitglieder wieder gewählt. Die Leitung des LV übernahm mit Carola Welker erstmals in der 112jährigen Geschichte eine Frau.

Bei den Wahlen 2019 wurde Carola Welker für weitere 4 Jahre in ihrem Amt als Vorsitzende bestätigt. Sie wird dabei unterstützt vom bisherigen Stellvertreter Bertram Unger und vom langjährigen GV-Mitglied Christian Habermann.

Schlussbemerkung

Man kann und sollte aus der Geschichte lernen, auch aus der unseres Landesverbandes!

Die Lehren werden sicher nicht für jede und jeden die gleichen sein. Mir persönlich sind beim Schreiben diese besonders deutlich geworden:

  • Ganz gleich, was in der Weltgeschichte passiert: alles muss an unserem großen Herrn vorbei und nur er entscheidet über Ende oder Neuanfang
  • Gott baut sein Reich mit Menschen, die ihm bedingungslos ihr Leben zur Verfügung stellen, egal wie die Umstände sind
  • Wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Glieder einer langen Kette, schenke Gott, dass sie bei uns und mit uns nicht abreißt!
  • An Gottes Segen ist alles gelegen - Wo der Herr nicht das Haus baut, arbeiten umsonst, die daran bauen. Dies gilt für steinerne oder hölzerne Häuser genauso wie für geistliche Werke.
  • Mit unserem großen Herrn im Rücken und in seinem Auftrag kann der CVJM Landesverband Bayern gelassen und mutig in die Zukunft sehen!

Leitungsverantwortliche im CVJM-LV Bayern e.V.

  • 1) Vorsitzende
    • Fritz Walther, Pfarrer 1903 - ?
    • August Kornacher, Pfarrer ? - 1931
    • Ludwig Kraus, Bankdirektor 1931 – 1961
    • Norbert Rückert, Studiendirektor 1961 - ?
    • Walter Buhl, Revisor ?
    • Hilmar Wegscheider, ?
    • Hermann Sörgel, Bankdirektor ? - 2002
    • Werner Kurz, Landwirtschaftsdirektor 2002 - 2015
    • Carola Welker, Bankkauffrau seit 2015

 

  • 2) Generalsekretäre
    • Karlheinz Eber 1960 – 1990
    • Hans-Martin Stäbler 1991 - 2011
    • Michael Götz seit 2015

Interessante Links zur Vertiefung

George Williams - Gründer des YMCA 1844 in London
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Berufsständische Arbeit unter Bäckern - CVJM Nürnberg-Sterntor
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Zeltlager 1928 - Archiv CVJM Nürnberg
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Posaunentag in den 50ern
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Karl Huber
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Zeltlager nach dem 2. Weltkrieg
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Jugendliche auf der Burg Wernfels 1949
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CVJM Nürnberg als erster Verein mit Frauen als Mitgliedern
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Einladung zur Vestversammlung - 50 Jahre CVJM Landesverband
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Burg Wernfels
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