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Einladung in die Wildnis

Interview jetzt auch im Videoformat.

 

Geschriebene Worte sind ihre Möglichkeit ihre Gedanken zu ordnen. Jele Mailänder hat in dem letzten Jahr ein neues Buch geschrieben, dass ihrer oft wahrgenommenen Außenseiterrolle eine ganze neue Bedeutung verleiht. Wir haben sie zum Interview getroffen und uns mit ihr in die Wildnis gewagt.Buch Jele Mailänder

 

Lena: Liebe Jele, im Februar ist dein Buch „Wenn Gott zum Aufbruch ruft“ erschienen, was hat dich zu diesem Projekt bewegt?

Jele: Ich möchte gerne Menschen darin unterstützen, den Aufbruch, einen Neuanfang oder eine Veränderung tatsächlich auch anzugehen. Oft erlebe ich, dass wir uns schnell entmutigen lassen, wenn es sich unsicher anfühlt oder wir alleine mit unserer Idee sind. Im Bild gesprochen nenne ich das „Wildnis“. Meine Botschaft: „Es liegt eine Berufung in deiner Sehnsucht nach Veränderung. Lebe sie und wage dich hinaus in die Wildnis!“ Im Buch gebe ich geistliche Ermutigung und ganz praktische Tipps zum Starten!

 

L: Wie würdet du den Inhalt des Buches in drei Sätzen zusammenfassen?

J: Gott legt dir eine Sehnsucht nach Veränderung aufs Herz und führt dich damit in die Wildnis! Das fühlt sich oft unsicher an. Wage den Aufbruch trotzdem mit seiner Nähe und dem Mut, den er dir schenken möchte!

 

L: Wen meinst du, wenn du von Pionierin oder Pionier sprichst?

J: Damit meine ich all die Menschen, die Sehnsucht nach Aufbruch und Veränderung in sich tragen und einen neuen Weg gehen. Das muss nicht immer etwas Verrücktes oder Großes sein. Oft sind es Dinge, an denen wir leiden, die uns dazu bewegen einen Aufbruch zu starten. Ich denke zum Beispiel an eine Mutter von zwei Kindern, die so unglücklich war, dass es im harten Lockdown kein Angebot für Familien gab. Sie ist Grafikerin und hat begonnen, schöne Ermutigungsplakate im Park aufzuhängen. Daraus ist später eine Kirche Kunterbunt entstanden. Sie selbst würde sich nie als Pionierin bezeichnen. Aber sie ist es, denn sie hat einen Aufbruch gewagt und ist ihrer Sehnsucht nachgegangen, um anderen zu dienen.

 

L: In deinem Buch sprichst du über die Wildnis, die uns erwartet, wenn wir aufbrechen. Wie bist du Jesus in der Wildnis begegnet?

J: Wenn ich an Wildnis denke, fallen mir patagonische Weiten und die Wälder des Yukon ein. Wildnis ist ja immer beides: wunderschön und herausfordernd. Ein Naturereignis – und – Einsamkeit. Jesus begegnet mir in der ganzen Palette meines Lebens: In den herausfordernden Phasen meines Alltags, die mir vorkommen wie ein undurchdringlicher Wald. In den Hoch-Zeiten, wenn ich das Gefühl habe, eine blühende Landschaft liegt vor mir. In den Zeiten, in denen ich alleine bin und mich frage, wo die anderen alle bleiben. Und in den Zeiten, in denen ich fasziniert vom Leben bin.

Das Bild der Wildnis trifft es für mich deshalb so gut, weil sie für Größe, Undurchdringlichkeit, Unberechenbarkeit und Unerforschtheit steht. Das ist ja wie mein Leben! Jesus begegnet mir da an jeder Ecke.

 

L: Man könnte Jesus auch als Pionier beschreiben. Wo siehst du Parallelen zum Leben Jesu in deinem Buch? 

J: Jesus war einer, der DEN Aufbruch gewagt hat. Er hat an den missverstandenen Formen Reich Gottes zu leben gelitten und ein ganz neue Sicht auf die Story Gottes eingeführt: Gottes Verheißungen erfüllen sich ganz anderes als die Menschen bis dahin glaubten. Er hatte eine ganz neue Art der Begegnung mit Menschen in seinem Umfeld und seine Reden waren unangepasst und voller Alltagsbilder. Das war so anders als das, was die Menschen damals erlebt hatten. Dass er stirbt und wieder aufersteht ist Aufbruch, Neuanfang und Veränderung für uns alle. Er war definitiv Pionier mit seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung!

 

L: Im CVJM Bayern begleitet uns das Jahr über ein geistliches Thema. Dieses Jahr lautet es #verkündigenwiejesus. Welche Situation in deinem Leben hat sich am meisten wie #verkündigenwiejesus angefühlt?

J: Ich habe den Eindruck, dass ich nicht verkündigen kann und muss wie Jesus. Sondern, dass ER mich anspricht – wie es so seine ganz eigene, persönliche Art ist. Mir zum Beispiel begegnet Jesus oft im Alltag. Ich habe mir bewusst Zeiten im Tagesablauf eingebaut, in denen ich ihm die Chance gebe, zu mir zu sprechen: Früh am Tag, am Mittag, am Abend. Er verkündigt oft mir mit Versen aus der Bibel oder einem Satz „Du bist geliebt!“, „Ich sehe dich!“, „Meine Geschichte mit dir hat gerade erst begonnen.“ Oft ist es so, dass er mir den Impuls gibt, Menschen in meinem Umfeld zu ermutigen, sie zu unterstützen oder in einer Verkündigung ein bestimmtes Thema anzugehen.

 

L: Bei Jesus wirkt alles so perfekt, er hat immer eine Antwort auf alles. Wie soll ich da #verkündigenwiejesus? 
J: Meine Arbeit und mein Denken prägt der Satz von John V. Taylor, dem Bischof von Winchester, Großbritannien: „Mission heißt herausfinden, was Gott bereiBuch Jele Mailänderts tut und sich daran zu beteiligen.“ Mich entlastet das und gleichzeitig fordert es mich heraus. Ich will genau hinhören und hinsehen, wo Gott am Wirken ist. Das braucht Aufmerksamkeit und geistliches Sehen. Und dann möchte ich mich hineinnehmen lassen in das, was Gott dort tut. Das kann bedeuten, Worte und Taten darüber sprechen zu lassen, dass Jesus einen Unterschied macht!
 

L: Wie verändere ich mich selbst, wenn ich wie Jesus verkündige?

J: Du bleibst nicht dieselbe! Die Begegnung mit Jesus verändert dich immer! Wenn du verkündigst wie er, also Liebe, Großzügigkeit, Freiheit und Freude dein Leben prägen, dann hinterlässt das Spuren. In jedem Fall bei dir. Und im besten Fall auch bei den anderen.

 

L: Kann #verkündigenwiejesus auch erstmal Bedeuten sich, wie Jesus, eine Jüngerschaft, enge Freunde,  zu suchen?

J: Ja! Wir werden im CVJM nicht müde zu sagen: Lass es uns gemeinsam tun! Wir sind zusammen gerufen als Gemeinschaft, als Geschwister und Reich Gottes lässt sich nicht im Alleingang leben. Das ist schon grundsätzlich so angelegt.

 

L: Welchen praktischen Tipp würdest du mir als Resultat zu deinem Buch und dem Thema #verkündigenwiejesus geben?

J: Fang an! Trau deiner Berufung! Geh trotz Unsicherheit! Sei mutig, auch wenn es sich nicht so anfühlt!

 

L: Vielen Dank für das Interview, deine Zeit und deine klugen Worte.

 

Jele Mailänder, ist Pionierin, unterwegs für den CVJM Bayern, Kirche Kunterbunt und M.U.T.

Weitere Infos zu ihrem Buch gibt es hier.

 

Das Interview ist in unserem aktuellen CVJM Magazin erschienen.